ZUKUNFTSFORSCHUNG
Die Zukunft hat schon begonnen
Als Robert Jungk - von Hause aus Historiker und Pionier der modernen Zukunftsforschung - vor über einem halben Jahrhundert seinen Klassiker schrieb, konnte er noch nicht ahnen, dass er ein bedeutsamer Anstoß zu einer Bewegung war, die sich erstmals in der Geschichte wissenschaftlich mit den Zukunftsfragen der Menschheit beschäftigte - mit Fragen über Kurztrends, Wahlperioden und science fiction hinaus: Wie werden wir in 10, 20 oder 50 Jahren leben?
Rückblickend lassen sich drei Phasen moderner Zukunftsforschung beobachten: Während sie in ihren Kindertagen sehr euphorisch war und an die Machbarkeit aller Utopien glaubte, kam es in ihrer Jugend zu großen Zweifeln an der Zukunftsfähigkeit der Menschheit. Heute scheint sie erwachsen zu sein: Sie denkt weniger in einseitig optimistischen oder pessimistischen entweder-oder-, sondern vielmehr in sowohl-als-auch-Szenarien. Sie formuliert ihre Prognosen in wenn-dann-Aussagen, wie z.B. der führende deutsche Zukunftsforscher Rolf Kreibich zur Jahrtausendwende angesichts der Klima-Problematik: „Wenn es zu keiner durchgreifenden Umsteuerung kommt, dann liegt die Selbstzerstörung der Menschheit im nächsten Jahrhundert bei einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent” (FAZ 30.12.1999). International renommierte Forschungseinrichtungen, wie das Worldwatch-Institut in den USA, kommen zu ähnlichen Einschätzungen.
Seriöse Zukunftsforschung spricht weniger von der einen Zukunft, sondern eher von vielen Zukünften (inhaltlich z.B. kulturelle, ökologische, ökonomische, politische, soziale und technische Zukünfte).
Wenn Zukunft also prinzipiell gestaltbar ist, haben wir Heutigen angesichts unserer Macht eine große Verantwortung für die Generationen, die nach uns kommen sollen. Als Zukunftscoach erlebe ich Fragen der Zukunfts-Verantwortung auf allen Ebenen: Auf der Mikroebene des Individuums im Einzel-Coaching, auf der Meso-Ebene von Unternehmen im Team-Coaching und auf der Makro-Ebene der Welt-Gesellschaft, dessen Wohl letztlich von allen Akteuren abhängt. Diese lokalen und globalen Zusammenhänge und Vernetzungen sind am Beispiel der Nachhaltigkeit immer wieder offensichtlich: Wie wir uns als Mensch oder Unternehmen heutzutage verhalten, hat nicht unerhebliche Auswirkungen auf die Zukunft der Zukunft. Denn „Zukunft ist kein Schicksalsschlag, sondern die Folge der Entscheidungen, die wir heute treffen” (Franz Alt).
Eine bewährte Möglichkeit, kollektive Zukünfte langfristig zu gestalten, sind Zukunftswerkstätten.